Marco Zbinden ist seit 2016 beim Projekt Sicherheitsstollen Cholfirst dabei. Er hat in dieser Zeit viel geplant und wird ab Mitte Jahr mit seinem Projektteam den Einbau der Betriebs- und Sicherheitsausrüstungen (BSA) im Sicherheitsstollen begleiten. Aktuell arbeitet er bei Amstein + Walthert Progress AG als Bereichsleiter, ist Mitglied der Geschäftsleitung und Partner.
Marco Zbinden – wie wird man zum Projektleiter BSA bei einem Tunnelprojekt?
Mein Weg zur Arbeit auf dem Nationalstrassenperimeter und den Betriebs- und Sicherheitsausrüstung (BSA) war eher zufällig. In meiner ersten Ausbildung lernte ich Netzelektriker. Nach der BMS schloss ich ein Informatikstudium an der ZHAW in Winterthur ab und hatte auch einen ersten Job in diesem Bereich. Bei meinem heutigen Arbeitgeber begann ich vor 16 Jahren als IT-Consultant. Vor elf Jahren konnte ich den Bereich BSA übernehmen und habe ihn seither mit meinem Team massgeblich aufgebaut und weiterentwickelt.
Was sind deine Aufgaben beim Sicherheitsstollen Cholfirsttunnel?
Ich bin als stellvertretender Leiter einer Ingenieursgemeinschaft (Bau und BSA) und als Projektleiter BSA tätig. Zusammen mit meinen Mitarbeitenden Michael Sutter und Lukas Wetter. Bis dato haben wir die BSA vom Bauprojekt bis zur Submission begleitet. Bald werden wir die Ausführungsarbeiten, Montagen, Inbetriebnahmen, Tests und Abnahmen für diese Einrichtungen leiten und koordinieren dürfen.
Was sind die nächsten grossen Etappen beim Bau, welche erreicht werden?
Der eigentliche Bau des Sicherheitsstollens wird in Kürze fertig sein. Bereits ab Mitte Jahr erfolgt die etappierte Übergabe der Baustelle für die Ausrüstung der Zentralen und den Einbau der BSA. Wir werden mit dem Einbau der Elektroinstallationen in der Zentrale im Süden beginnen und uns schrittweise in Richtung Norden – dem Ausgang beim Schützenhaus Flurlingen – hocharbeiten. Während den eigentlichen Bauarbeiten waren wir seitens BSA nicht oft vor Ort, jedoch immer dabei. Sei es als Unterstützung und für Fragen von Seite Bau, oder aber bei der Planung der BSA. Mit den anstehenden Arbeiten wird sich das aber ändern, da wir dann die Bauleitung BSA innehaben.
Welche Vorbereitungsarbeiten stehen aktuell an?
Wir sind als Bauleitung BSA an den umfassenden Vorbereitungen, damit wir im zweiten Halbjahr loslegen können. Aktuell laufen die letzten Beschaffungen der Unternehmen für die Betriebs- und Sicherheitsanlagen. Parallel dazu organisieren wir die Startsitzungen mit den Unternehmen und Bauherren zu Themen wie Funk, Notruftelefonie, Steuerung, Elektroinstallationen oder Fluchtwegbelüftung, und im Anschluss dann die erste Bausitzung. Mit den beauftragten Unternehmen haben wir erste Begehungen auf der Baustelle. Und ganz praktisch: Wir richten uns im Baucontainer auf dem Installationsplatz Nord ein, um die Arbeiten vor Ort zu begleiten.
Finden im Tunnel auch Arbeiten statt?
Um den Montagegrund zu prüfen, erstellen wir im Juni ein erstes Stück Kabeltrassee – etwa 5 Meter – zur Bemusterung. Weiter werden wir auch die Belastbarkeit der Spritzbetonschale für die Aufhängung diverser BSA prüfen. Dazu setzen wir verschiedene Anker und werden Ausziehversuche machen, immer zusammen mit der Bauleitung des Tunnels.
Was gefällt dir an deiner Arbeit an diesem Projekt?
Unsere Arbeit ist sehr vielseitig. Wir sind von der Planung bis zur Umsetzung dabei, mal im Büro, dann wieder auf der Baustelle oder beim Kunden. Wir machen klassische Ingenieursarbeit mit konzeptionellen und strategischen Arbeiten und entwickeln die Grundlagen für die Umsetzungsarbeiten. Nach der Genehmigung des Projekts leiten wir die diversen Beschaffungen nach einem von uns erstellten Submissionskonzept. Anschliessend folgt die Ausführungsplanung mit den Plangrundlagen für die Umsetzung und Montagen im Sicherheitsstollen sowie den Zentralen, die mit den Tests und der Übergabe (Abnahme) an den Betrieb abgeschlossen wird.
Wir sind dabei wie ein «Architekt» eines Hauses von der ersten Planskizze bis zur Schlüsselübergabe – das gefällt mir, fordert aber auch heraus!
Wo liegen die Herausforderungen bei den BSA im Sicherheitsstollen?
Wir sind als Unternehmen und als Team sehr lange bei diesem Projekt dabei, mittlerweile sind es bereits ganze acht Jahre! In jedem Team gibt es in dieser langen Zeit personelle Veränderungen. Wichtig ist darum, dass wir das Wissen aus den verschiedenen Planungsphasen möglichst nachhaltig weitergeben und wenn immer möglichst festhalten.
Speziell am Sicherheitsstollen im Cholfirst sind die engen Platzverhältnisse: Der Tunnel ist auf die Nutzung zu Fuss ausgerichtet und nur ca. 3.60 Meter (Ausbruch) breit. Das Lichtraumprofil noch weniger – ganze 2.00 auf 2.50 Meter. Das bedeutet, dass wir auch sehr wenig Platz für unsere diversen Anlagen haben und teilweise fast «Kabel an Kabel» liegt!
Eine Herausforderung für unsere Arbeit sind auch die stetigen technischen Entwicklungen der BSA und damit auch der Vorgaben des Bundes. Das kann bedeuten, dass Konzepte und Pläne teilweise mehrmals überprüft und auf die neusten technischen Entwicklungen angepasst werden dürfen.
Mit welchem Verkehrsmittel fährst du am häufigsten durch einen Tunnel?
Das ist mit dem Zug. Das ist für mich persönlich entspannend, weil ich mich da nicht auf die Fahrt konzentrieren muss, sondern arbeiten kann.