Sicherheitsstollen bieten im Ereignisfall einen sicheren Rettungsweg – etwa bei einem Tunnelbrand. Derzeit wird ein solcher parallel zum Cholfirsttunnel gebaut. Wir zeigen, wie ein Sicherheitsstollen funktioniert und was im Ereignisfall zu tun ist.
Am 24. Oktober 2001 kam es im Gotthard-Strassentunnel nach einer Kollision zwischen zwei Lastwagen zu einer schweren Brand-Katastrophe. Nach dem Unfall wurden alle Nationalstrassentunnels mit einer Länge von mehr als 600 Metern überprüft und, wo notwendig, Massnahmen eingeleitet.
Bis 2025 werden rund 1,5 Milliarden Franken in die Sicherheit der Nationalstrassentunnel investiert. Erste Priorität haben Anpassungen der Signalisation und Leiteinrichtungen, in zweiter Priorität folgen Anpassungen der Lüftungsanlagen und in dritter Priorität werden bauliche Massnahmen wie die Erstellung eines Sicherheitsstollens umgesetzt.
Die A4-Strassentunnel Cholfirst und Fäsenstaub in Schaffhausen wurden im Zuge der sicherheitstechnischen Überprüfung bereits mit neuen Signalisations- sowie Lüftungsanlagen ausgestattet. Beim Cholfirsttunnel wird zudem von 2020 bis 2024 ein neuer Sicherheitsstollen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit erstellt. Doch wie funktioniert dieser überhaupt – und wie gilt es, sich in einem Ereignisfall zu verhalten?
1200 Meter langer Rettungsstollen
Der Sicherheitsstollen verläuft in einem Abstand von etwa 30 Metern parallel zum dreispurigen Cholfirsttunnel. Über sechs Querverbindungen im Abstand von ungefähr 200 Metern wird der Sicherheitsstollen mit dem bestehenden Strassentunnel verbunden. Damit ermöglicht er im Ereignisfall die Selbstrettung aus dem Tunnel. Der Sicherheitsstollen hat eine Länge von rund 1200 Metern, ist etwa 2,5 Meter breit und 4 Meter hoch. Obwohl theoretisch ein Fahrzeug den Tunnel befahren könnte, ist er nur für Personen gedacht. Das bedeutet auch, dass Rettungsfahrzeuge im Ereignisfall nicht in den Sicherheitsstollen hineinfahren.
Vom Tunnel aus ist der Sicherheitsstollen kaum wahrnehmbar bei einer Durchfahrt mit dem Auto. Einzig die grün-angestrichenen Fluchttüren mit dem Notausgangszeichen darüber geben einen Hinweis auf die lebensrettenden Durchgänge.
Die grün markierten Fluchtwege führen vom Strassentunnel in den Sicherheitsstollen.
Lebensrettender Weg ins Freie
Wird im Tunnel Rauch oder Feuer detektiert, löst dies automatisch den Ereignisbetrieb im Sicherheitsstollen aus. Ventilatoren erzeugen im Stollen einen Überdruck, damit kein Rauch oder Gas eindringen kann. Die Notsignalisation im Tunnel springt an. Dabei machen weisse Blitzlichter auf die Notausgänge bei den Querverbindungen aufmerksam, sodass selbst bei starkem Rauch ersichtlich ist, wo der nächste Fluchtweg liegt. Parallel werden die Blaulichtorganisationen alarmiert.
Verkehrsteilnehmende müssen ihr Fahrzeug schnellstmöglich verlassen und sich durch die Notausgänge in den Sicherheitsstollen begeben. An dessen Nord- und Südende befinden sich jeweils eine Zentrale, durch die Rettungskräfte in den Stollen gelangen und die geflüchteten Personen in Empfang nehmen und falls nötig betreuen können.
Verhalten im Ereignisfall
Wer vor der Einfahrt in den Tunnel bereits Rauch feststellt, darf zur eigenen Sicherheit nicht in den Tunnel fahren. Wer bereits im Tunnel ist, sollte folgende Verhaltensmassnahmen befolgen:
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Verkehrslenkung beachten, bei Tunnelrot sofort anhalten
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Fahrzeuge seitlich abstellen, Gasse bilden
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Vorfall der Polizei melden, via orange Notrufsäulen
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Fluchtweg via die grün markierten und grün beleuchteten Notausgangstüren wählen; neben der grünen Beleuchtung werden im Ereignisfall Blitzleuchten aktiviert
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Fahrzeug beim Verlassen nicht abschliessen und Fahrzeugschlüssel und Startsystem im Fahrzeug lassen
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Niemals wenden oder rückwärts fahren!
In diesen orangen Nischen befinden sich die Notrufsäulen. In einem Ereignisfall gilt es über diese die Blaulichtorganisationen zu alarmieren.