Beim Bau des neuen Sicherheitsstollens werden auch Gesteine angeschnitten, die als geologische Besonderheit sogenanntes Bohnerz enthalten. Seinen Namen verdankt dieses Erzgestein seinen kugeligen, bohnenartigen Einschlüssen. Es entstand vor rund 35 bis 55 Millionen Jahren unter tropischen Klimaverhältnissen.     

Portrait Michael Ritter

 

Der Sicherheitsstollen des Cholfirsttunnels durchfährt unterschiedliche geologische Verhältnisse. Vom südlichen Portal bis etwa unter die Tennisplätze bei Allenwinden gilt es Gesteinsschichten der Unteren Süsswassermolasse auszubrechen. Diese Mergel, Silt- und Sandsteine entstanden vor rund 20 Millionen Jahren und bestehen aus Schutt, den Flüsse aus den werdenden Alpen in einer weit ausgedehnten, flachen Schwemmebene ablagerten. Diese «jungen» Gesteinsschichten liegen auf Kalksteinen der Jura-Zeit, welche die restliche Ausbruchsstrecke des Stollens prägen. Die Kalkbänke können auch an der Erdoberfläche besichtigt werden, bilden sie doch die hellen Felswände am südlichen Rheinufer beim Tunnelportal. 

Boluston und Bohnerz

Zwischen die Molasse und die Kalksteine schiebt sich eine dünne und unregelmässig auftretende Formation, die beim Bau des Haupttunnels angeschnitten wurde und auch vom Sicherheitsstollen durchfahren werden wird. Diese Schicht besteht aus braunen, tonigen Gesteinen, welche vor 35 bis 55 Millionen Jahren entstanden. Damals hatte sich das Jura-Meer bereits lange aus unserem Gebiet zurückgezogen und es herrschten tropische Verhältnisse. 

Das lösungsanfällige Kalkgestein wurde stark durch Niederschlags- und Grundwasser angegriffen und verkarstet. Das heisst, es entstand eine kleinräumige Topografie mit Vertiefungen – sogenannten Dolinen – und Höhlensystemen, wie man sie heute etwa aus den tropischen Karstlandschaften Nordvietnams kennt. Als Verwitterungsprodukt entstanden die feinkörnigen Bolustone, welche die einstigen Lösungshohlräume heute grösstenteils ausfüllen. Im Kalkstein nur in Kleinstmengen vorhandenes Eisen wurde durch den Verwitterungsprozess stark angereichert und in Form von erbsen- bis nussgrossen Kügelchen ausgeschieden. 

Dieses sogenannte Bohnerz (siehe Abbildung) kommt ebenfalls im Boluston vor und war einst für die industrielle Entwicklung Schaffhausens von grosser Bedeutung und wurde in einem Hochofen in Neuhausen am Rheinfall zu Roheisen verarbeitet. Beim Bau des 1996 eröffneten Strassentunnels wurden rund 5’500 Tonnen eisenhaltiges Roherz als Abfallprodukt zutage gefördert.

 

 

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Die Dr. von Moos AG ist ein in ingenieur- und umweltgeologischen Fragestellungen tätiges Unternehmen. Wie bereits beim Bau des bestehenden Tunnels betreut sie als Bauherrengeologe auch den Bau des Sicherheitsstollens. Der Autor Dominik Letsch ist dabei fast wöchentlich unter Tage auf der Tunnelbaustelle anzutreffen.